Taijiquan

Taijiquan – oder «Tai Chi Chuan» – ist eine innere chinesische Kampfkunst, die sich vor allem durch ihre runden, geschmeidigen Bewegungen auszeichnet.

Manchmal auch Schattenboxen genannt, ist sie in China ein Volkssport und der weltweit am meisten praktizierte Gongfu-Stil.

Kampfkunst und Gesundheitsförderung

Taiji beschreibt das Daoistische Prinzip des ewigen Wandels, welches im Buch «I Ging» schriftlich und symbolisch erklärt wird. Grundideen des I Ging (und somit von Taiji) sind die Harmonie der Gegensätze und ein Akzeptieren der Veränderung. Regelmässiges Üben hilft uns, unsere «Mitte» zu finden, ausgeglichener zu werden und unsere Gesundheit zu stärken.

Taijiquan («Faust des Taiji») ist das Kampfkunstsystem, welches auf diesen Prinzipien aufgebaut ist. Gemeinsam mit Xingyiquan und Baguazhang gehört es zu den inneren Kampfkunst-Stilen. Ursprünglich zur Selbstverteidigung kreiert, wird heutzutage meist nur noch über die nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile des Übens gesprochen.

Jedoch rundet ein umfassendes Studium des Taiji, wozu auch Partnerübungen und Anwendungen gehören, das Verständnis ab. Taiji steht im Daoismus für das allerhöchste Wirkprinzip und wird mit dem Taiji-Symbol bildlich dargestellt. Quan bedeutet Faust und steht in diesem Zusammenhang für Kampftechniken.

Yin Yang Symbol

So wird bei uns trainiert

Unser Training besteht aus folgenden Teilbereichen:

Soloübungen   Jibengong (Basics), Qigong (Energiearbeit)
Übungen mit Hilfsmitteln  Bälle, Griffel, Elastikbänder, etc.
Formentraining   Taiji Taolu
Partnerübungen Tuishou (Gefühlsschulung),
Yongfa (Anwendungen)
Waffentraining  Für Fortgeschrittene, sowohl Formen wie Anwendungen
Theorie & Philosophie  Sowohl Kulturelle wie auch Medizinische Aspekte (TCM)
   

Im Taiji existieren verschiedene Stilrichtungen, welche nach den Familien benannt sind, die die jeweilige Richtung konzipiert haben (Yang, Chen, Sun, Wu, etc.). In jedem Stil gibt es verschiedenste Formen, aber allen gemeinsam sind die Taiji-Prinzipien. Die Kombination von Form und Partnerübungen hilft uns dabei, die Prinzipien zu Verinnerlichen und durch den gegenseitigen und kooperativen Ausstausch vertiefen zu können. Zur Zeit werden an unserer Schule folgende Formen unterrichtet:

  • Kurze Yang Form mit 10 Figuren (modern)
  • Kurze Yang Form mit 24 Figuren (modern)
  • Kurze Sun Form mit 43 Figuren (traditionell, nach Sun Lutang)

Fortgeschrittene können später bei Interesse auch folgende Formen erlernen:

  • Yang Taiji Säbel Form mit 13 Figuren (traditionell)
  • Wang Xian Chen Taijiquan - Laojia Yilu (1. Form des alten Rahmens)
  • Wang Xian Chen Taijiquan - Laojia Erlu (2. Form des alten Rahmens - Kanonenfaust)
  • Wang Xian Chen Taiji Schwert Form mit 49 Figuren (traditionell)

Ismet Himmet in Wudang

Die «10 Prinzipien»

Folgende Schlüsselpunkte sind wichtig für das Taijiquan-Training:

1. Der Kopf ist wie an einem Faden aufgehängt

Für die Kopfhaltung gibt es verschiedene Bilder, die uns dabei helfen sollen, die Körperausrichtung zu verbessern. Neben dem Faden gibt es auch die Vorstellung, dass der Kopf wie ein Luftballon sanft zur Decke schwebt. Wichtig ist, dass die Streckung der Wirbelsäule nach oben möglichst mühelos, mit sanftem Kraftaufwand, geschieht.

2. Der hängende, schwere Ellbogen öffnet die Schulter

Wenn wir die Ellenbogen sinken lassen, können die Schultern sich natürlich lösen und lockern.
Das Öffnen der Gelenke ist ein wichtiger Prozess, wobei die Schultern am Anfang stehen.

3. Oben «leer» unten «fest»

Der Oberkörper wird flexibel und nachgiebig, während das Fundament (unser Stand) immer fester und verwurzelter wird. Weiter versuchen wir, das Brustbein natürlich sinken zu lassen («leer»), so dass der untere Rücken automatisch «voll» wird.

4. Die Hüfte entspannen

Mit der Hüfte wird die Kraft des Körpers ausgerichtet und gelenkt. Nur wenn wir das richtige Mass zwischen Entspannung und Spannung finden, können wir die Kraft optimal von den Füssen bis zu den Händen bringen. (siehe auch Punkt 7.)

5. Bewusstheit und Aufmerksamkeit anstelle von roher Kraft einsetzen

Entspannung und Lockerheit ist nicht gleichzusetzen mit Laschheit. Das Arbeiten mit inneren Bildern (zum Beispiel «schwimmen in der Luft», «einen Luftballon drücken») hilft uns, die Körperausrichtung zu verbessern und das richtige Mass zwischen Spannung und Entspannung zu finden.

6. Leere und Gewichtung unterscheiden

Der ständige Wechsel von Yin und Yang ist ein Grundprinzip, dass auf der einen Seite beständiges konzentriertes Üben, auf der anderen Seite Natürlichkeit und Geschehenlassen benötigt.

7. Oben und Unten folgen einander

Der Körper als Ganzes soll sich mit der Zeit wie ein grosser Ball bewegen. Arme, Beine und Körper agieren als Einheit, die Taiji Klassiker sagen auch: «Wenn du auch nur an einem Haar gezogen wirst, so folgt der ganze Körper.»

8. Innen und Aussen wird zur Einheit

Die Ganzkörperkoordination (Punkt 7.) wird verbunden mit der mentalen und emotionalen Ausrichtung. Die Psychosomatik lehrt uns, dass innere Zustände immer eine Auswirkung auf den Körper (Gesundheit) haben und umgekehrt.

9. Beständiges fliessen, ohne Unterbruch

Ein Ende ist gleichzeitig auch wieder ein Anfang, wir fliessen wie ein Fluss von einer Position in die Nächste.

10. Ruhe in der Bewegung, Bewegung in der Ruhe

Die Aspekte von Ruhe und Bewegung, Innen und Aussen, Kraft und Weichheit, Anspannung und Entspannung sind relativ, dass heisst keine absoluten Gegensätze.

Siehe auch Prinzipien des Qigong

Taiji im Grünen

Kampfkunst mit Geschichte

Die Geschichte des Tajiquan begann Mitte des 17. Jahrhunderts im Dorf Chenjiagou im Norden Chinas. Dort entwickelte General Chen Wanting (1600 – 1680) aus verschiedensten Kampfkunststilen die erste Form des Taijiquan, die seine Familie bald zu grosser Meisterschaft brachte. Die Effektivität der Methode wurde bei der Niederschlagung von Aufständen mehrfach erprobt und das Taijiquan der Chenfamilie hatte bald in ganz China einen sehr guten Ruf.

Doch die Familie weigerte sich anfangs, das Wissen einer breiten Öffentlichkeit weiterzugeben. Erst als sich verschiedene Schulen im letzten Jahrhundert breiteres Ansehen verschafften, entschlossen sich auch die Chen, ihr Können einem weiteren Publikum zugänglich zu machen.

Taijiquan verbreitete sich im letzten Jahrhundert rasch über das ganze Reich der Mitte. Die alten Stile wurden den Bedürfnissen vieler Praktizierender angepasst. An die Stelle der kampf- und kraftbetonten Elemente traten nach und nach sanfte und fliessende Bewegungen. Diese betonen vor allem den gesundheitsbewahrenden Aspekt und sollen auch älteren Menschen ermöglichen, Taijiquan zu erlernen. Heute finden auch die Kampfformen (Tuishou – Händeschieben, Sanda – freier Wettkampf, Yongfa - Anwendungen) und die Waffenformen (Säbel, Schwert, Speer,usw.) wieder mehr Beachtung. 

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